Der Wert der Schönheit
Schönheit ist der in der Natur einzige gültige Wert, der jenseits von humanistischen Bestrebungen nach Tugenden wie der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Maßhaltigkeit und der Tapferkeit absolute Gültigkeit besitzt. Tugenden sind allein humanistische Wertschöpfungen, die Natur gehorcht anderen Ordnungsmaßstäben: Dinge fügen sich und formen sich zu Strukturen, die einer inneren Gesetzmäßigkeit gehorchen. Der Mensch kann sie beobachten und versuchen zu verstehen. Das Finden der Form ist die herausragendste Berufung, der sich der Mensch verschreiben kann und stellt eine lebenslange Herausforderung dar. Insofern rückt die Sprache der Kunst in einen übergeordneten Zusammenhang. Die Suche nach dem Maß, der Proportion, dem Entwurf und dem Detail verleiht der Architektur eine Sonderstellung, da die Ergebnisse benutzbar, bewohnbar sind und wesentliche Auswirkungen auf die Gestimmtheit der Benutzer haben. Farbe, Form und Licht sind die Bausteine des Seins. Vom Architekten erfordert der Umgang mit den Seins-Elementen Kreativität, Sensibilität und Professionalität.

Die Architektur im Sinne von Bau-Kunst nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Kunstgattungen ein, da die Architektur als einzige der Künste den 3-dimensionalen Rahmen bietet, sich leibhaftig in einem historischen Kontext zu bewegen. Hin und wieder verfängt sich das Auge beim Besuch einer mittelalterlichen Stadt wie Regensburg am Rhythmus einer Fassade, der Mensch hält inne und wird für eine kurzen Augenblick einer ihn transzendierenden Wirklichkeit gewahr, einer Wirklichkeit, deren Sinn in ihr selbst liegt. Ohne tote Architekten keine Geschichte - ohne toten Architekten keinen Fremdenverkehr. In einer Zeit der reiner Zweckarchitektur, die dem Kommerz dient, tritt der Wert der Schönheit in den Hintergrund, mit der Folge, dass der Mensch dem wohl einzigen gültigen Wert, den die Welt aus sich selbst hervorbringt, beraubt wird. Gerade der ländliche Raum in Niederbayern und der Oberpfalz im Bereich von Bad Kötzting und Cham ist von diesen Zeitströmungen besonders betroffen. Innerhalb einer Generation wurde die hiesige Hauslandschaft und Baukultur weitgehend eliminiert, hat sich das Dorf als Lebensgemeinschaft überlebt, und hat eine Peripherirung der Orte und Städte eingesetzt. Die Bevölkerung hat sich ihrer Wurzeln entraubt. Die planerische Absicht des Architekturbüros Klein besteht darin, an diesen kulturellen Kontext wiederanzuknüpfen, wesentliche Bestandteile der Hauslandschaft, Baukultur und des Städtebaus aufzugreifen und in eine moderne zeitgemäße Formensprache zu übersetzen.